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    Ist das aufhebenswert oder kann das weg? Ein Fenster aus der Kalten Herberge Die Karteikarte gibt wenig Auskunft: „Fenster der kalten Herberge, Schloß 19. Jh., Holz, Glas, Bleifassung.“ Das Fenster stammt vermutlich aus der Zeit der Sanierungs-und Umbauarbeiten des ganzen Schlossbereichs ab 1962/63. Die Turmhaube des Haspelturms wurde um 1970 abgetragen, eine Betondecke eingezogen und so der Innenausbau zu Bibliotheks- und Ausstellungsräumen ermöglicht. Warum kam es in die Sammlung? Wofür steht das Objekt? Für die Sanierung des Instituts? Für handwerkliche oder industrielle Fertigung? Für das Selbstverständnis des Faches? Dinge können auf dem Sperrmüll landen oder zu wertvollen Vintage-Artikeln werden. Erst durch eine Zuschreibung entsteht ein Transformationsprozess, in dem Dinge eine andere Bedeutung erhalten und kulturell wertvoll werden. Unsere Museen und Sammlungen sind voll von den großen Dingen, von bedeutenden, außergewöhnlichen Objekten, von Originalen der Kunst, der Technik, des Wissens, von wertvoller Materialität, Kunstfertigkeit und Einmaligkeit. Mit diesen Zuschreibungen werden sie zum kulturell wertvollen Objekt und Gegenstand des kollektiven Gedächtnisses. Alltagskultur erschließt sich auch über die kleinen, wertlosen Dinge. Klein meint hier nicht die physische Beschaffenheit der Dinge, sondern ihre Trivialität und Banalität, ihre Alltäglichkeit und Bedeutungslosigkeit. Diesen unscheinbaren, alltäglichen Dingen mit verdeckten Botschaften stellt sich das Fach Empirische Kulturwissenschaft und fragt nach ihren sozialen Funktionen, ihren gesellschaftlichen oder kulturellen Zusammenhängen.

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    Wegweiser durch die LUI-Geschichte Institutsschilder spiegeln die Fachgeschichte wider Nicht nur Publikationen zeigen den Namenswechsel und den damit verbundenen Perspektivenwechsel von der Volkskunde zur Empirischen Kulturwissenschaft. Auch an den Institutsschildern, den wechselnden Namen und der unterschiedlichen Materialität von Stein über Holz zu Plexiglas lässt sich der Wandel ablesen. Die Anfänge des Ludwig-Uhland-Instituts liegen in der Germanistik. 1934/35 erhielt die Volkskunde einen eigenständigen Lehrstuhl. Das Fach diente sich den Nazis als Legitimationswissenschaft an, das Institut sollte als Ort des Forschens und Sammelns im ideologischen Sinne erkennbar sein. Der Name lautete damals „Institut für deutsche Volkskunde“, später wurde daraus „Institut für deutsche Volkskunde und Volksforschung“. Der Einfluss der NS-Zeit zeigt sich nicht nur in den Themen, sondern auch im Innenausbau von Kalter Herberge und Haspelturm mit Lebensbäumen, Heilszeichen oder Hakenkreuzrädern an Mobiliar, Türen und Treppen. Nach Kriegsende gab es 1948 einen weiteren Namenswechsel, zunächst von „Institut für deutsche Altertums- und Volkskunde“ zu „Ludwig-Uhland-Institut für Volkskunde, Mundartforschung, Deutsche Altertumswissenschaft“; das Fach gehörte damals zur Philosophischen Fakultät. Neben dem neuen Holzschild wurde auch das alte Steinschild „Zum Ludwig Uhland Institut für Volkskunde“ als Wegweiser nach 1948 verwendet; es ist heute an einer Wand im Eingangsbereich des LUI angebracht. Auch die Umbenennung in „Empirische Kulturwissenschaft“ und die Einbindung in die Fakultät „Sozial- und Verhaltenswissenschaften, Pädagogik“ spiegelt sich in den Schildern wider: Die Holztafel „Universität Tübingen Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft“ wurde schließlich vom jetzigen Plexiglasschild abgelöst, welches das Institut als Teil der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät ausweist.

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